Einleitung
Der Weg der Erinnerung führt durch das Ahrtal von Dorsel bis Sinzig. Er bewahrt das
Gedenken an die Ereignisse der Flut am 14. Juli 2021, an die Toten und das Leid der
Betroffenen. Gleichzeitig verdeutlicht er, wie wichtig alte Traditionen der Zusammenarbeit,
Eigenorganisation und die Entschlossenheit, nicht aufzugeben in Verbindung mit einer
deutschlandweiten Hilfsbereitschaft über viele Monate bei der Bewältigung der Folgen
einer Katastrophe sind. Er offenbart, dass menschliche Nähe, Geben und Nehmen,
ehrenamtliches Engagement und Dankbarkeit die Nahrung sind, die wir zum Leben
brauchen. Er zeigt, worauf wir als Gesellschaft stolz sein können und was uns
zukunftsfähig macht. Er zeigt auch, wie schnell man Infrastruktur wieder aufbauen kann,
wenn man will. Deshalb ist es gleichzeitig ein Weg der Zukunft.
Unsere Initiative besteht aus Vertreter/innen aus 20 Ortschaften zwischen Sinzig und
Müsch. Wir haben uns zum ersten Mal am 18.03.2022 in Kreuzberg getroffen. Unser
nächstes Treffen soll am 20.Mai in Kreuzberg stattfinden. Kontaktperson ist zurzeit
Annette Holzapfel ( Tel.:02642 907450 / 0175 8254674, holzapfelannette@t-online.de ).
Ausgangssituation
Starkregen und Unwetter lösten am 14. Juli 2021 im gesamten Ahrtal eine Flutkatastrophe
aus, bei der mindestens 134 Menschen ihr Leben verloren. Von 42.000 betroffenen
Personen verloren 17.000 Hab und Gut. 8.800 Gebäude/Häuser wurden zerstört, 65 Winzer-
betriebe in ihrer Existenz bedroht, 17 Schulgebäude, 10 Kitas und 5 Krankenhäuser massiv
beschädigt. Von 112 Brücken sind 77 nicht mehr nutzbar, 20 Kilometer Bahnstrecke
sowie Straßen und Tunnel wurden zerstört. Wie viele Häuser abgerissen werden müssen
und wer sein Haus wieder aufbauen darf ist in vielen Fällen bis heute nicht geklärt.
Ziele
Die Flut überraschte die Menschen. Innerhalb kürzester Zeit konnten viele nichts anderes
mehr tun, als ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Was sie erlebten, was sie verloren, wie
das Geschehene sie belastet, wie machtlos wir Menschen der Gewalt der Natur
gegenüber stehen, die Verzweiflung und traumatischen Erfahrungen der Betroffenen
ebenso wie die Selbstverständlichkeit, einander zu helfen/andere zu retten, von weit her
anzureisen, um zu helfen und was diese Hilfe für die Betroffenen bedeutet hat, all das darf
nicht vergessen werden. Auch zukünftige Generationen sollten diese Geschichte kennen.
Dabei sollen die Fähigkeiten, die bei der Bewältigung und beim Wiederaufbau unsere
besonderen Stärken gezeigt haben und auf die wir stolz sein können, im Vordergrund
stehen.
Zielgruppen
• die Bevölkerung selbst in den einzelnen Orten
• Touristen
• Schulklassen
• ehemalige Helfer und ihre Freunde
Geplante Maßnahmen
An allen von der Flutkatastrophe betroffenen Orten werden Stelen mit jeweils bis zu drei
Informationstafeln aufgestellt, auf denen Fotos, Texte und Audios über die Flut am 14.
Juli sowie die Bewältigung der Schäden informieren. Über eine digitale Komponente
kann man an jedem Ort dieselben Zeitzeugenberichte abrufen/hören sowie Videos
anschauen.
Zusätzlich sind in einem Container, der immer wieder an einem anderen Ort stehen kann,
eine Dokumentation der Flut, ihre Bewältigung, der Wiederaufbau und die klimatischen
Zusammenhänge zu sehen. Im Container befindet sich ebenfalls eine Medienstation für
die digitale Komponente.
Die Stelen werden dort aufgestellt, wo sie auch für Besucher gut sichtbar sind, z.B. am
Radweg, an historischen Brücken (z.B. in Rech und Dümpelfeld ) oder Bahnstationen.
Stehen sie davon entfernt, sollten auf bestehende Erinnerungs-/Dokumentationsstätten
hinweisen:
das Flutmuseum in Kreuzberg, die Gedenkstätte in Müsch, den „Garten“ in Insul und die
Kapelle in Hönningen, die integrale Bestandteile des Weges sein sollten, ebenfalls die
originalen Holztafeln in Antweiler, auf denen die Unwetter/Fluten von 1601 und 1804
beschrieben werden. Geklärt werden muss, ob man die alten Tafeln für Besucher sichtbar
machen kann, indem man sie vor Unwetter und Diebstahl gesichert in der Nähe der
Stelen platziert.
Fotos und Videos könnten von den Printmedien und Privatleuten zur Verfügung gestellt
werden. Vorab müssen sie erfasst und vor allem gesichert werden.
Sachtexte zum Thema Klima erstellen wir auf der Grundlage intensiver Recherchen und
Gesprächen mit anerkannten Forschern.
Erlebnisberichte schreiben wir auf der Grundlage unserer Gespräche mit Zeitzeugen, die
uns vertrauen. Sie müssen sich in den Texten wiederfinden und den Wunsch haben, sich
mit ihren eigenen Worten den Betrachtern und der Nachwelt mitzuteilen.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Flut und mit Traumata, die sich in Bildern
der Künstler aus dem Ahrtal spiegelt, sowie Bilder von Kindern, die ihre Sicht und ihr
Erleben der Flut darstellen, können in temporären Ausstellungen an unterschiedlichen
Orten gezeigt werden. Auf jeden Fall sollten sie über eine längere Zeit im Kreishaus und/
oder Bürgerhaus in Ahrweiler zu sehen sein.
Zielgruppen
Träger sollte der Kreis Ahrweiler sein. Finanzierung der Konzeption und der Stelen, des
Containers inklusive Dokumentation sowie der digitalen Plattform mit Zeitzeugenberichten
und der Sicherung von Fotos und „Amateur“videos erhoffen wir uns vom Ministerium für
Familie, Frauen, Kultur und Integration. Kontaktperson ist der Referatsleiter für
Landesgeschichte, Herr Dr. Kai-Michael Sprenger.
Wo die Stelen aufgestellt werden sowie auch über inhaltliche Details entscheidet die
Bevölkerung der einzelnen Orte, vertreten durch Ortsbürgermeister, Ortsvorsteher/innen,
Ortsbereite, Gemeinderäte und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Gemeinsam mit
ihren Tourismusbüros kümmern sie sich um den dauerhaften Erhalt und die Öffentlichkeits-
arbeit bzw. die Erwähnung bei der Werbung.
Kooperationen
Wir freuen uns über die Bereitschaft von Herrn Dr. Kai-Michael Sprenger, der das Referat
Archive, Bibliotheken, Museen und Landesgeschichte im Ministerium für Familie, Frauen,
Kultur und Integration von Rheinland-Pfalz leitet, unser Projekt zu unterstützen.
Es wird zu klären sein, ob das Engagement des Hauses der Geschichte in Bonn, der
Generaldirektion Kulturelles Erbe mit Ausstellungskoordinator Alexander Wosseng im
Landesmuseum Koblenz und der anderen Museen im Landkreis Ahrweiler wichtig sein wird.
Uwe Steinberger und die JugendBauhütte NRW der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
sowie die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste bieten uns Unterstützung an.
Gespräche mit Jörg Meyrer, dem Dechant des Dekanats Ahrweiler sowie weiteren
Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche stehen noch an.
SWR und WDR haben Dokumentationen erstellt und können wertvolles Material zur
Verfügung stellen. Auch sind Kooperationsvereinbarungen mit dem ArpMuseum in Rolandseck,
mit ISRAAID GERMANY (Interaktive Ausstellung Flutgeschichten) und ähnlichen Projekten
wünschenswert.
Perspektive
Wir wünschen uns, dass die Erinnerung an die Flut vom 14. Juli 2021 nicht verloren geht
und das zukünftige Generation aus ihr lernen. Wir möchten Schulklassen aus ganz
Deutschland das Thema Klima und Naturkatastrophen anhand eines konkreten Beispiels
nahebringen. Wir hoffen, dass ehemalige Helfer, deren Erinnerungen wir teilen, wieder ins
Ahrtal kommen und auch Freunde mitbringen. Darüber hinaus erhoffen wir uns durch den
„Weg der Erinnerung und der Zukunft“ den Tourismus zu beleben und das gesamte Ahrtal
von Dorsel bis Sinzig als eine Einheit darstellen und dass ein Besuch in jedem einzelnen
Ort sich lohnt.
Evaluation
Wie viele Schulklassen des Themas wegen ins Ahrtal kommen, können wir statistisch
erfassen. Andere Besucher kommen wegen des Weins, der Gastronomie, der Landschaft,
zum Wandern oder Radfahren. Der „Weg der Erinnerung und der Zukunft“ ist ein
zusätzlicher Service für sie. In wie weit es uns gelingt, Tourismuszahlen zu steigern, lässt
sich nicht messen.
Die „Stationen“ des „Wegs der Erinnerung“